Das Zinsniveau beim Baugeld ist in den letzten Jahren auf einen historischen Tiefstand gesunken. Niedrige Zinsniveaus, die von der europäischen Zentralbank vorgegeben worden sind, sorgten für einen regelrechten Bau-Boom in Deutschland. Gute Chancen also für angehende Bauherren und Immobilienkäufer um ihr Vorhaben im Jahr 2019 zu guten Konditionen realisieren zu können.
Doch: Lassen Sie sich nicht durch die günstigen Konditionen beim Baugeld blenden und überstürzen Sie Ihre Entscheidung zur Baufinanzierung nicht. Eine gute und solide Baufinanzierung hängt von vielen Faktoren ab und ein ordentlicher Baugeldvergleich ist auch in der aktuellen Niedrigzinsphase wichtig, denn er kann schnell zu monatlich einigen hundert Euro mehr im Portemonnaie verhelfen!
In diesem Artikel erklären wir Ihnen, was Sie beim Baugeldvergleich beachten müssen und welche Fallstricke es bei der Immobilienfinanzierung zu beachten gibt.
Hier plaudere ich, als einer der Autoren dieser Seiten, auch mal direkt aus dem Nähkästchen. Meine Erfahrungen beim Baugeldvergleich sind sicher nicht allgemeingültig und können sicherlich nicht auf jede andere Situation übertragen werden, aber Sie helfen sicherlich jedem bei der Vorbereitung.
Baugeldvergleich: Wie bereite ich mich vor?
Wer die Finanzierung einer Immobilie plant, der sollte sich mehrere Wochen Zeit nehmen um einen ordentlichen Baugeldvergleich durchzuführen. Am besten man trägt bereits während der Suche nach einer Immobilie oder schon bei den ersten Kontakten zum neuen Bauvorhaben alle wichtigen Informationen zusammen und beginnt sich vorzubereiten.
Immobilienkredite gehören zwar zu den Finanzprodukten die maximal standardisiert sind, dennoch gibt es erhebliche Unterschiede in den Einzelangeboten. Das gilt nicht nur für den Zinssatz, der am Ende darüber entscheidet, wie teuer das Bauvorhaben oder der Immobilienkauf wird. Auch beim Finanzierungskonzept (z.B. klassisches Annuitätendarlehen vs. Forward-Darlehen, etc.) und den sonstigen Parameter, die im Vertrag festgehalten sind (Zinsbindung, Möglichkeiten zur Sondertilgung, Anfängliche Tilgung, etc.) gibt es Unterschiede.
Mein Tipp: Überlegen Sie sich im Vorfeld, was Sie brauchen und fertigen Sie einen Steckbrief für Ihr Immobilien-Vorhaben an.
Schreiben Sie alle relevanten Informationen zu Ihrem Immobilienprojekt zusammen, die Sie in den anschließenden Finanzierungsgesprächen und beim Baugeldvergleich benötigen werden! Tragen Sie auf einer A4-Seite in Form eines Steckbriefs alle relevanten Informationen zusammen. Das hilft Ihnen dabei zu entscheiden, wie Ihre Immobilie künftig finanziert sein soll. Außerdem gibt es den Finanzierungsberatern bei der Bank einen guten ersten Überblick über Ihre Situation.
In solch einen Steckbrief sollten folgende Informationen enthalten sein:
- Informationen zum Bau bzw. zur Immobilie
- Wohnfläche
- Grundstücksfläche
- Immobilientyp (Wohnung, DHH, Reihenhaus, Haus freistehend,…)
- Lage
- Geplanter Kauftermin bzw. Baubeginn / gepl. Fertigstellung
- Preisliche Informationen (z.B. Kaufpreis, sofern vorhanden)
- Wenn möglich ein Bild. Das machts plakativ und persönlich.
- Informationen zur persönlichen Situation
- Eigenkapital
- Einkünfte der Vertragsnehmer, berufliche Situation
- Finanzielle Reserven
- Weitere Verbindlichkeiten (z.B. andere Darlehen)
- Sonstige Besonderheiten
- Finanzierungswunsch
- Kapitalbedarf
- Gewünschte Finanzierungsart? Z.B. klassisches Annuitätendarlehen, Forward-Darlehen, etc.
- Anfängliche Tilgung und monatl. Ratenhöhe
- Gewünschte Zinsbindung / Laufzeit
- Sonderwünsche (z.B. Sondertilgung)
Die genannte Liste ist tatsächlich nicht abschließend und muss z.B. angepasst werden wenn Sie eine Immobilie bauen / kaufen, die Sie nicht selbst nutzen möchten.
Übrigens: Den Aufwand seine monatlichen Kosten zu erheben und den Bankberater mit einem Haushaltsbuch zu überraschen kann man sich (in den meisten Fällen) sparen. Banken haben da ihre eigenen Werte mit denen Sie rechnen und interessieren sich maximal am Rande dafür, welche Kosten Sie tatsächlich haben und wie Ihr Lebensstandard ist. Sollte es natürlich „besondere Positionen“ geben, die berücksichtigt werden müssen, so sollte der Finanzierungsberater dies erfahren.
Baugeldvergleich: Alleine oder mit einem Partner?
Sie sind nun für Ihren Baugeldvergleich gut vorbereitet. Wer bereits alle wichtigen Informationen zusammengetragen hat, der zeigt seinem Finanzierungsberater nicht nur, dass er sich seriös mit der Situation beschäftigt hat. Nein, viel mehr hat man sich so auch selbst gezwungen, sich mit der Materie auseinander zu setzen. Beim Zusammentragen der Informationen lernt man in der Regel viel. Nach dem Anfertigen des Steckbriefs sollten Sie einen guten Überblick darüber haben, welche Finanzierungsstrategie die richtige ist. Vielleicht können Sie sogar schon sagen, in welcher Spanne sich das Angebot für die Finanzierung bewegen sollte.
Es bleibt die Frage: Gehe ich alleine ins Finanzierungsgespräch? Oder wende ich mich doch direkt an einen Vermittler, der den Baugeldvergleich für mich durchführt?
Einschub, Weiterlesen: Annuitätendarlehen
Für alle Leser haben wir hier auf immobilien-wissen.de auch eine relativ ausführliche Beschreibung zu der Funktionsweise eines Annuitätendarlehens angefertigt. Hier finden Sie nicht nur zahlreiche Tipps zu Annuitätendarlehen, sondern auch eine Liste mit Vor- und Nachteilen und ein gutes Beispiel, dass erklärt was dahinter steckt. Lesen Sie weiter …
Baugeldvergleich: Meine persönlichen Erfahrungen
Hier kann ich persönliche Erfahrungen einbringen: Die Finanzierung für meinen Immobilienwunsch war eigentlich relativ klar. Ich hatte den eben erwähnten Steckbrief für mich angefertigt, alle relevanten Informationen zusammengetragen. Ich wusste „ich will das klassische Annuitätendarlehen“, ich kannte meine finanzielle Situation und wusste was ich mir monatlich leisten kann und wie solide die Eigenkapitalsituation ist. Ich wusste sogar, wie ein Angebot der Bank aussehen muss um attraktiv zu sein.
Also, erster Schritt im Baugeldvergleich: Hausbank (Sparkasse) anrufen, Termin vereinbaren und einfach mal „gucken was passiert“.
Das Ergebnis war extrem frustrierend. Meine Immobilienberaterin hat vermutlich beide Weltkriege miterlebt und meinte „Was? Sie arbeiten im Internet? Das ist doch alles Hexenwerk ohne Zukunft!“. Ungelogen und nicht übertrieben. Genau dieser Satz ist gefallen. Das Ergebnis war demnach ein Finanzierungsangebot das etwa 1% über dem Marktüblichen Schnitt lag und damit nicht tolerierbar war.
Also habe ich einfach noch 2-3 andere Termine mit Banken gemacht. Diese Gespräche verliefen deutlich besser und angenehmer. Hier gab es durchaus auch seriöse Angebote, die ungefähr auf dem Niveau lagen, dass ich erwartet hatte. Interessant war, dass mir fast alle Berater immer erstmal andere Finanzierungsstrategien empfehlen wollten. Strategien die ich (damals) nicht verstanden habe und sie deswegen intuitiv auch sofort ablehnte. Auch wenn die Zinsen auf den ersten Blick „günstiger“ aussahen, war ich sehr vorsichtig und habe diese Konzepte abgelehnt. Heute bin ich froh darüber und weiß: Der Bankberater empfiehlt natürlich das Produkt an dem er am meisten verdient. Wenn der Bankberater bzw. die Bank viel verdient, dann meist auf meine Kosten. Also Vorsicht!
Nach 3 weiteren Gesprächen hatte ich eine gute Vorstellung wo die Reise hingeht und hatte im Kopf schon zu 97% den Vertrag unterschrieben. Doch, es kam anders.
Der Verkäufer „unserer“ Immobilie erwähnte seinen unabhängigen Kreditvermittler, den er einfach für seinen Baugeldvergleich zu Rate gezogen hatte. Die Konditionen waren besser als meine und er schwärmte geradezu vom unkomplizierten Vorgehen. Also haben wir bei diesem Vermittler auch nochmal einen Termin gemacht. Es war nicht ganz so einfach und unkompliziert wie erwartet und es bedurfter mehrerer Vorort-Termine und einigem an Kontakt per E-Mail und Telefon , aber am Ende stand ein Finanzierungsangebot im Raum, dass effektiv doch nochmal deutlich günstiger war, als das bisher beste Angebot aus meinen privaten Finanzierungsgesprächen.
Kurzer Einschub: So arbeiten unabhängige Vermittler beim Baugeldvergleich
Es gibt Personen / Unternehmen, die den Baugeldvergleich für Sie übernehmen. Sie helfen Ihnen dabei die persönliche Situation zu klären, prüfen das Kaufvorhaben und helfen die persönliche, finanzielle Situation zu klären („was kann ich mir leisten?“). Sie helfen das richtige Produkt für die Immobilienfinanzierung zu finden und fragen dafür bei hunderten und tausenden unterschiedlichen Finanzinstituten die Konditionen ab (übernehmen also den kompletten Baugeldvergleich für Sie). Am Ende wird in der Regel das Institut gewählt, welches (unter gegebenen Bedingungen und Vertragsrahmen) die besten Konditionen gewähren kann. Die Leistungen des Beraters sind in der Regel (für Sie als Kunden) kostenlos, er erhält am Ende vom Kreditinstitut das den Zuschlag erhält eine Provision / Vermittlungsgebühr.
Das brisante an der Sache: Am Ende haben wir tatsächlich unseren Finanzierungsvertrag über den unabhängigen Berater abgeschlossen und zwar: Bei unserer Hausbank! Sie lieferte auf einmal das beste Angebot ab, dass natürlich deutlich besser war als das, welches ich im ersten Anlauf von meiner Hausbank erhalten habe.
Auch spannend: Lesen Sie den Artikel Annuitätendarlehen vs. Endfälliges Darlehen – wann lohnt sich was? auf immobilien-wissen.de.